m8klang

Die Welt der Instumente

Hauptmenü

Login Formular

Bitte anmelden!

Volltext-Suche

Faltboot Trimaran Kolibri 4

Bau eines Faltboot Trimaran (mit Auslegern) Mai 2011

Was bewegt einen Menschen, aus einem ganz normalen Faltboot einen Trimaransegler zu bauen?

Vorgeschichte:

Faltboot originalVor einigen Jahren waren wir im Urlaub in Ungarn am Tizza- (Theiss) Stausee - und was ist schöner als eine Paddelbootfahrt in der Natur.
Bis ich eines Tages dort auf die Idee kam, dass dem Faltboot zugehörige Segel zu montieren.
Wir fuhren mit dem besegelten Boot bei recht scharfen Windverhältnissen auf den Stausee hinaus - und es kam wie es kommen musste, bei einem Wendemanöver kenterte das Boot - mitten auf dem See. Das Boot aus eigener Kraft ans Land zu bringen erschien Ausichtslos - aber ein britischer Motorboot-Kapitän hatte unser Unglück beobachtet und zog uns an Land.
Später erfuhr ich dann, dass wir keine Auftriebskörper (die eigenlich zu dem Boot gehörten) weder besaßen noch im Boot mit hatten, die ein Sinken unmöglich machten. Wenn wir nicht herausgezogen worden wären - ich weiß nicht - der Sog der Staumauer war auch nicht weit.
Seit dieser Zeit habe ich dann nie wieder das Segel auf dem Faltboot montiert.

Besegeltes FaltbootNun kam es, dass wir im Sommer 2011 uns in Mecklenburg einen Campingplatz für unseren Urlaub ausgesucht hatten  - und das am Plauer-See. Bei mir gingen bei dem Wort  "SEE" alle Lichter an - nun musste ich doch mal das Faltboot segeltauglich herrichten.

Der IST-Zustand:

also das hatte ich als Basis für meinen Umbau (siehe Foto oben):

  • ein Faltboot der Marke MTW Kolibri IV
  • mit kompletter Ruderanlage
  • 2 Seitenschwertern + Befestigung
  • Einen Segelmast mit Haupt- und Fock-Segel (musste aber mit zwei Mann gesteuert werden)
  • die dazugehörigen Packsäcke.

Was sollte es werden:

Faltboot AuslegerAuf jeden Fall wollte ich das Boot so sicher wie möglich gestalten, damit ein Kentern auf keinen Fall passieren konnte - also:

  • genügend schwimmfähiges Material im Bootbau verwenden
  • einen durchstichfesten Boden für den dritten Passagier, unseren Hund, einbauen.
  • das Boot von nur einer Person mit geeigneten Umlenksystemen segel- und steuerbar machen
  • zwei kentersichere Ausleger bauen, die aber auch nichts wiegen und in einer Minute montiert sein sollen
  • einen einfachen Bootswagen, wenn der Stellplatz zu weit vom Ufer entfernt sein sollte

So recherchierte ich erst einmal im Internet, was es alles so über Faltboote gab. Hierbei bin ich auf die wirklich sehr interessante Internetseite http://www.faltbootbasteln.de gestoßen.
Auf dieser Seite konnte ich mir dann erst einmal eine Aufbauanleitung für meinen Bootstyp herunterladen und mir viele Anregungen für mein Projekt holen.
Die Suche im Internet nach ein paar preiswerten Auslegern habe ich dann irgendwann aufgegeben und beschlossen, mir diese selbst zu bauen.

Der Umbau:

Zuerst nahm ich das Boot nach vielen Jahren wieder aus dem Packsack und überprüfte es auf Vollständigkeit. Hierbei fiel mir auf, das alle Leinen für die Segelanlage verstockt waren und neu gemacht werden mussten. Auch an der Ruderanlage fehlten ein paar Teile die ersetzt werden mussten und ein Seitenschwert war -was ich nicht mehr wusste - beim Kentern damals abgebrochen.

Faltboot SchwimmerSo baute ich bei uns auf dem Wäscheboden das Boot ersteinmal auf. Da ich mich ja schon genügend informiert hatte, konnte ich mich als erstes über die Ausleger für den Trimaranbau hermachen.

  • Als Ausgangsmaterial für die Auslegerhalterung legte ich fest, ALU-Vierkantmaterial zu verwenden. Die Suche in meinem Materialbestand ergab dann, dass ich ALU-Vierkant  25mm x 25mm mit einer Länge von 1.200mm (Packtaschen-Maß) verwenden würde.
    Um eine schnelle Befestigung des Auslegerrohres zu ermöglichen, baute ich kurzerhand einen Relingträger für PKW mit Schnellspannverschluss so um, dass er auf den Süllrand passte und den Auslegerträger fest am Boot verankerte.
  • In das Alu-Vierkantrohr wurden jetzt 2 Stk. 1.200mm lange Vierkantrohre 22mm x 22mm (für beide Seiten) mittels Schnappverschlüsse - wie sie auch Zeltgestänge besitzen - gesteckt. Mit diesen konnte jetzt der Abstand der Ausleger zum Boot mittels Löcher und Rastungen eingestellt und fixiert werden.
  • Weil das Hauptträgerrohr aber im Vergleich zum Wasserstand ja zu hoch angelegt war, mussten 2 dem Neigungswinkel des Bootes angepasste Senkrechtstützen mittels Knotenbleche angebracht werden. An das untere Ende der senkrechten Stützen wurde nun ein Trägerprofil für die Schwimmer mittels selben Schnappverschluss befestigt.
  • Jetzt galt es, ein geeignetes Schwimmermaterial zu finden. Die Planung ging von aufblasbaren Schläuchen, über große Fender wie sie im Bootszubehör zu finden sind, bis hin zu dünnwandigen Plastrohren. Durch meinen Klempnerberuf kam ich auf die Idee, starkwandige Rohrisolierung aus PE-Schaum zu verwenden - es musste nur noch geprüft werden, ob der Auftrieb ausreichend ist.. Ein Test mit einem 1,6m langen und 120mm starken Isolierrohr ergab den gewünschten Auftrieb.
    So besorgte ich mir 2 Stk. dieser Isolierrohre, schnitt diese vorne und hinten konisch ein und verklebte diese mit Spezialleim zu Spitzen für die günstigeren Strömungsverhältnisse und zur besseren Wasserverdrängung.
    Weil das Isoliermaterial aber nicht Formstabil war, fertigte ich für die Stabilisierung noch zwei Halbschalen aus 0,6mm Alublech mit einer Länge von je 1,2m an. 
    An diese Halbschalen wurden jetzt noch vorne und hinten zwei kleine M6 Schlossschrauben für die Diagonalstreben befestigt.
    Alle Streben an diesem Ausleger wurden mit Plast-Rändelmuttern zur schnellen Mon- und Demontagen ausgerüstet.
    Die fertigen Halbschalen konnte ich jetzt gut an die Trägerprofie annieten. Die Halbschalen wurden dann mit den Isolierrohren mittels selben Spezialleim untrennbar verbunden.
    Ursprünglich wollte ich die Schwimmer zum Schutz noch mit blauen Flüssiggummi beschichten, kam aber dann aus Zeitmangel nicht mehr dazu.
    Eine Testmontage ergab kürzeste Montagezeit:
    - Hauptrohr mittels KFZ-Reling-Schnellspannern auf dem Süllrand hinter der Vorderlehne festklipsen
    - Schwimmer mit den Schnellverschlüssen auf das Hauptrohr steckken und einrasten lassen
    - Diagonlverstrebungen mit den Rändelmuttern (4 Stk.)  fixieren - fertig.
  • Faltboot AufbauNun musste noch eine Schwerthalterung geschaffen werden. Die originale gefiel mir nicht.
    1. nahm sie im forderen Sitzraum zu viel Platz weg und 2. dauerte mir die Montage viel zu lange. Das bewog mich, die Schwerthalterung mittels Vierkantschelle einfach mit auf das schon bestehende Hauptrohr des Auslegers zu schieben. Einzig was mir Sorgen bereitete war, dass der Segel-Schwerpunkt eigenlich durch das Focksegel viel weiter vorne Richtung Bug lag.
    Trotzdem baute ich die Halterung wie geplant an das Auslegerrohr und gab dem Schwert zum Ausgleich mehr Tiefgang - wenn es dann doch nicht funktionieren sollte, würde ich es nochmal ändern müssen.
    Die Montagezeit der Schwertanlage verlängerte die Rüstzeit  des Auslegers unerheblich, weil diese nur auf das Trägerrohr gesteckt  und mittes 4 Stk. Rändelschrauben fixiert wurde.

Umbau Rudereinrichtung:

  • Da ich für die neue Schwertanlage nur ein Schwert verwendet hatte, konnte ich das zweite abgebrochene zum Ruder umfunktionieren.
    Das Schwert wurde für die Halterung einfach so angepasst, dass es in sie hineinpasste und ohne Probleme bis zur Waagerechten angehoben werden konnte.
  • Das Ruderhorn wird normalerweise mit einer Sechskantschraube am Scharnier-Lager befestigt.  Die Sechskantschraube ersetzte ich durch eine Ösenschraube, durch die jetzt eine Aufholleine von der Süllrandbefestigung bis zum Ruderblatt gezogen werden konnte.

Umbau der Segeleinrichtung:

Sleevblock SeilzugHierrüber machte ich mir nächtelang Gedanken. Die beiden Segel (Haupt- und Focksegel) sollten ja vom hinteren Sitzplatz - von wo aus man auch das Ruder über die Fusssteuerung erreicht  - betätigt werden. Also musste eine Umlenkung der Schottleine für das Focksegel,  die Aufholleine für beide Segel und die Leine für die Schrägstellung des Hauptsegels geschaffen werden.
Hierzu hatte ich dann folgenden Plan:

  • Bau eines Sleevblockes mit 3 Stück integrierten Umlenkrollen am Mast befestigt
  • Leinenführung für die 3 Leinen am Süllrand entlang bis zum Sitzplatz
  • Schaffung einer geeigneten Befestigung der Leinen am hinteren Sitzplatz, die man bei Windböen auch schnell lösen konnte.

Eine passende Dreifach-Umlenkrolle zu bekommen war aussichtslos - so nahm ich mir ein Stück 3mm Alublech und baute daraus das Gehäuse für die Umlenkrollen. Diese bekam ich im Baumarkt als "Wäscheleinerolle" für ein paar Euro zu kaufen. Mit der an den Mastdurchmesser passend hergestellten Halbrundschelle, konnte nun der Sleevblock an jeder X-beliebigen Stelle des Mastes befestigt werden.
Für die Befestigung der Leinen baute ich 2 Stk. ca. 12 x 12cm und 12mm dicke Sperrholzbrettchen, die ich farblos lackierte und am Süllrand rechts und links des Sitzplatez befestigte. Darauf wurden je 2 Stk Seilklampen (Trimmhaken) geschraubt, die die Leinen halten sollten.
Am Süllrand entlang sind original Druckknopfhalter für eine Spritzdecke angeschraubt. Deren Schraubenlocher verwendete ich, um kleine Ösenschrauben für die Seilführung einzusetzen.
So war die Segelsteuerung erst einmal fertig  - im "Trockenlauf" auf dem Boden funktionierte ersteinmal alles ganz gut - doch wie es nachher beim Segeln werden würde - sollte sich noch herausstellen.

Weitere Veränderungen:

  • KOLIBRI 4Für den Bootsboden sollte ja noch ein durchstichsicherer Belag montiert werden. Um den Auftrieb des Bootes beim Kentern gleich mit zu erhöhen, wählte ich hierfür 16 mm starke Gymnastikmatten aus PE-Schaum. Dies schnitt ich passend so zu, dass sie in die Spanten geklemmt werden konnten ohne herauszurutschen. Zur Sicherheit schnappte ich noch aufgeschnittene 30mm starke PE-Isolierschläuche auf die Spannten.Das hatte außerdem den positiven Nebeneffekt, dass man mehr Sicherheit beim Einsteigen in das Boot hatte und die Spannten - wenn man die Beine darauf legte - nicht unangenehm drückten.
  • Um das Boot nicht zum Wasser tragen zu müssen, baute ich noch schnell einen Bootswagen. Bestehend aus 2 Stk. Sackkarrenrädern und ein paar Alurohren für Achse und Halter, konnte der Bootswagen in Null Komma NIchts an die Rudereinheit des Bootes gesteckt werden. Ein etwas längeres Alurohr, das als verlängerter Griff in den Halter des Bootswagen gesteckt werden konnte, funktionierte ihn dann kurzer Hand in eine Transportkarre für unsere Chemietoilette um.
  • Da unser Boot keine Sitzkissen und Lehnenpolster hatte, mussten diese natürlich auch noch gebaut werden. Allerdings sollten sie schwimmfähig sein und dem Boot beim Kentern Auftrieb verleihen. So wählte ich auch hier 4cm-starke PE-Schaumblöcke die ich dann mit dünnen Zeltnylonstoff bezog.. Leider war die Konstruktion der Sitzflächen (einfache Sperrholzbrettchen) so unglücklich gelöst, dass bei einem Kentern diese herausgefallen wären. So befestigte ich die Sitze mit selbst gebauten Klipsen, die massiv in die Bootsspanten und Mittel-Kiel-Leiste einrasteten..

Technische Daten Klibri IV:

Kolibri IVBootskörper
Länge               4,50 m
Breite                0,78 m
Seitenhöhe      0,27 m
Tiefgang           0,13 m
Gewicht            27 kg
Tragfähigkeit   210 kg
max. Tragf.      240 kg
Personen        2
Segelfläche    3,15 qm Haupt- und Focksegel
Ausleger:
max. Breite:    3,2m
min. Breite:     2,4m
Schwimmer:
Länge:             1,64m
Durchmesser 120mm
Auftrieb:           ca. 18,5kg pro Seite

Fazit:

Auf hoher SeeWie man auf den Bildern erkennen kann, funktionierte der Umbau  - nach anfänglichen Schwierigkeiten und Einstellarbeiten an der Takelage -  doch sehr gut.  Die Ausleger machten das doch sehr schmale Faltboot (78 cm) recht kentersicher. Selbst ein Stehen und Laufen im Boot war durch den nun dicken Bootsboden problemlos möglich.  Durch den erhöhten Tiefgang des Schwertes, die linienführenden Schwimmer und das große Ruderblatt, ließ sich das Boot gut steuern. Auch Fahrten hart am Wind und das Wenden ging doch ziemlich flott  "mit Gischt am Bug" vonstatten ohne das die Schwimmer mehr als die Hälfte eintauchten. Sogar das Gewicht von gerade mal 1,8kg für den gesamten Ausleger und Bootswagen  - mit 900g Schwertblatt - dann 2,7kg - hält sich freudigerweise in Grenzen. Dank der wohlüberlegten Bauweise passte das gesamte Equipment mit in den vorhandenen Packsack - nur die Ausleger-Schwimmer mit der Länge von 1,6m mussten anderswärtig verstaut werden.

So  verschaffte uns das Boot wunderschöne Stunden auf dem Plauer See und wird uns demnächst wohl öfters begleiten.

Design by HYPEWEB

Copyright © 2016. All Rights Reserved.